26. Februar 2020 | Aus dem Landtag, Reden, Wohnen und Bauen

Ich sprach zum Antrag „Nachhaltigeres, schnelleres und einfacheres Bauen – Modernisierung der Brandenburgischen Bauordnung“

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– Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, werte Abgeordnete, liebe Gäste,

vor uns liegt hier ein kurzes und knackiges Papier, in dem wir ganz schön viele Lösungen für viele Probleme finden, die wir im Land so haben.

Es ist wahrlich kein Geheimnis, die, die aus dem berlinnäheren Raum kommen, sehen es jeden Tag: Der Wohndruck Berlins wirkt sich auch auf Brandenburg aus. In Potsdam, Falkensee, Oranienburg, Bernau und Co entstehen jeden Tag viele, viele neue Häuser.

Und wir wissen auch, dass Bauen nun mal ziemlich umweltschädlich sein kann. Viele Baustoffe haben echt eine schlechte Klimabilanz. Vor allem der Baustoff Beton.  

Nach Wasser ist Beton der Rohstoff, den wir Menschen am meisten verbrauchen. Und das produziert viel CO2. Pro Mensch und Jahr kommt ein Kubikmeter Beton in die Welt, und jede Tonne Beton verursacht rund 100 Kilogramm CO2. Um das mal in ein anderes Verhältnis zu setzen:

Alle Airlines zusammen produzieren nicht mal halb so viel CO2 wie die weltweite Betonproduktion verursacht.

Hinzu kommt noch, dass die regionalen Vorräte für Sand, Kies und Co aus denen Beton hergestellt wird, nicht unendlich sind.

Genug der schlechten Nachrichten, jetzt ist auch mal Zeit für Gutes: Mit unserem Antrag, die Bauordnung zu ändern, soll auch das Bauen mit Holz in Brandenburg erheblich erleichtert werden. Das ist gut und wichtig, denn Bauen mit Holz ist wesentlich besser fürs Klima als mit herkömmlichen Materialien. Holz zu verbauen bedeutet gebundenes CO2 klimafreundlich zu speichern. Außerdem verfügt Holz über eine bessere Energieeffizienz. Daher müssen weniger Dämmstoffe verwendet werden.

Besonders die Holzbauständerweise geht zusammen mit der Verwendung von regionalen und nachhaltigen Dämmstoffen. Zum Beispiel Hanfkalk aus der Uckermark. Hier unterstützen wir dann gleich noch die regionale Wirtschaft. Super, zwei Fliegen mit einer Klappe!

Last but not least: Wohnen in Holzhäusern bietet auch ein Plus an Lebensqualität. In Holzhäusern sind Temperatur und Luftfeuchtigkeit besonders angenehm.

Wer das nicht glaubt, kann ja gerne mal unseren Kollegen Heiner Klemp fragen, der wohnt nämlich in einem Holzhaus.

Und wo ich von Heiner Klemp spreche: ein Dankeschön geht meinerseits auch nochmal an die regionalen Abgeordneten aus Oranienburg Björn Lüttmann, Heiner Klemp, Nicole Walter-Mundt hat es bereits ausgeführt. Es muss geprüft werden, ob bei der Nachnutzung von Bestandsbauten in Kampfmittelverdachtsflächen auf den Nachweis der Kampfmittelfreiheit verzichtet werden kann, wenn kein Bodeneingriff, Erschütterungen oder Ähnliches stattfinden. Klingt kompliziert, bringt aber den Oranienburgerinnen und Oranienburgern viele Vorteile. Schön, dass wir regionalen Besonderheiten so viel Beachtung schenken.

In diesem Antrag finden wir aber noch einige Aspekte mehr, die uns ressortübergreifend ein bisschen näher zur Bekämpfung der Klimakrise bringen.

In Brandenburg soll man demnächst mobile Ställe baugenehmigungsfrei aufstellen dürfen. Mobile Ställe bringen beispielsweise in der Geflügelhaltung viele Vorteile für die Tiere selbst, Landwirtinnen und Landwirte, aber auch Privatpersonen. Die Tiere haben ein gutes Leben: neben Auslauf, frischer Luft und frischem Grün ist die Gruppengröße überschaubar und die Tiere leiden weniger unter Stress und bestimmten Krankheiten. Auch der Boden wird im Vergleich zu einem klassischen Stall geschont. Regelmäßig bewegte Mobilställe mit ausreichender Auslauffläche für die Tiere können eine Überdüngung und Grundwasserbelastung vermeiden. Auch ist weniger Zu Fütterung nötig. Das hilft dem Klima, denn weniger klimaschädliches, importiertes Eiweißfutter wird gebraucht. Dass die bisherige Genehmigungspraxis für mobile Ställe dringend abgeschafft werden muss, zeigt ein aktueller Fall aus Ostprignitz-Ruppin. Hier gibt es einen Bio-Landwirt, der sich mobile Hühnerställe anschaffen wollte. Die untere Naturschutzbehörde hat ihm bei der Genehmigung allerdings so hohe Auflagen erteilt, dass diese ihn in den finanziellen Ruin treiben würden. Da hat jemand etwas Gutes vor und wird dafür letztendlich bestraft. Diese Beispiele dürften hoffentlich bald der Vergangenheit angehören.

Ein weiterer und wichtiger Aspekt dieses Antrags ist das Erleichtern des Aufstellens von Elektro-Auto-Ladesäulen. Brandenburg hat eine ziemlich schlechte Infrastruktur zum Laden von E-Autos. Beschämend, wenn man bedenkt, dass gerade die Weichen für die Ansiedlung eines großen Elektro-Automobilwerks gestellt werden. Da sollten wir dringend ran und deswegen bitte ich Sie, diesem Antrag zuzustimmen.

Herzlichen Dank.

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Der Antrag wurde angenommen.

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